Sie hieß auch einmal „chemin de Poppelsdorff a Kessenich“ – unsere Sternenburgstraße
Der hier reproduzierte Kartenausschnitt aus einer Landaufnahme der französischen Kommandantur während der Besetzung Napoleonischer Truppen im Rheinland um 1803 zeigt unsere Sternenburgstraße noch fast unbebaut. Der Zeichner der Kartenskizze vermerkte als Straßennamen ‚chemin de Poppelsdorff’ und war sicherlich beeindruckt von der Sternenburg, die in seinem Kartenwerk sorgfältig in Handzeichnung dargestellt ist mit dem Grundriss des Hauptgebäudes, dem Wassergraben drum herum, einer Brücke darüber und einem Verbindungsweg zum Venusberg, der heute wohl das obere Stück der Kirschallee sein kann. Interessant ist die Bezeichnung der Burg, fast lautgetreu im Sprachgemisch aus Französisch mit dem Poppelsdorfer Dialekt „La Sterneburch“ niedergeschrieben. Nur einige wenige Gebäude in der Nähe der Kreuzung mit der heutigen Clemens-August-Straße sind eingetragen. Sonst ist die Straße noch leer.
Eine spätere Darstellung aus dem Jahr 1861, in einer Art Vogelschaupanorama von Poppelsdorf, lässt die heutige Sternenburgstraße plastischer erkennen. Zu dieser Zeit hieß die Straße Kessenicher Weeg (kein Druckfehler!). Aus dieser Lithographie von Otto von Kreyfelt ist hier ein Ausschnitt zu sehen, auf dem schon eine weitere Bebauung stattgefunden hat. Das letzte Gebäude in Richtung Kessenich auf der linken Straßenseite ist die jetzige Clemens-August-Schule. Dahinter auf der anderen Straßenseite erkennt man die Sternenburg, an die heute die Gedenktafel des Fördervereins Poppelsdorfer Geschichte erinnert, an der Ecke zur Kirschallee vor der heutigen Musikschule aufgestellt.
Mit der Eingemeindung 1904 gab es auch den neuen Straßennamen „Sternenburgstraße“. Übrigens, damals stand noch die alte Sternenburg, allerdings lediglich ein Schatten der früheren Pracht. Dafür gab es aber den Prachtbau des Rathauses, wo heute die Musikschule beherbergt ist. La Sterneburch/Die Sternenburg Mit dem Anstieg der Einwohnerzahl in Poppelsdorf wuchs auch die Bebauung der Sternenburgstraße. An einigen Exemplaren der noch ursprünglichen Fassaden kann man den steigenden Wohlstand der damaligen Besitzer ablesen. An der Gestaltung der Häuserfronten erkennt man auch, wo früher Landwirtschaft betrieben wurde. Da sind noch vereinzelt die Einfahrten in die Hinterhöfe zu sehen, dort, wo einst Stallungen und Vorratsgebäude gestanden haben.
Wenn man von Endenich nach Poppelsdorf zu Fuß geht und die Häuserfronten genauer betrachtet, so kann man herausfinden, dass sich hier eine „Meile des steigenden Wohlstandes“ manifestiert; im Klartext: Auf Kessenich zu wurden die Poppelsdorfer Hausbesitzer immer reicher, wie der Fassadenschmuck ausweist.
Heute zählt die Sternenburgstraße zu einer wichtigen Querverbindung von Nord nach Süd. Das Verkehrsaufkommen ist in den Hauptzeiten manchmal erschreckend hoch, von den Parkplatznöten ganz zu schweigen. Und wer spricht von den Fußgängern?
Helmut Uessem