Bennauerstraße mit Synagoge vor 1933

Bennauerstraße

Die Bennauerstraße ist eine gute Adresse in Poppelsdorf. Sie verbindet den Jagdweg mit der Argelanderstraße und zeigt zu beiden Seiten gepflegte Bürgerhäuser aus der Gründerzeit. Wer fragt, woher der Name für diese Straße stammt, erhält die Antwort: „Diese Straße trägt den Namen eines Mannes, der für Poppelsdorf von eminent wichtiger Bedeutung war.“ Peter Wilhelm Bennauer war der letzte Bürgermeister von Poppelsdorf, ehe dieser Ort in die Stadt Bonn eingemeindet wurde. Das geschah 1904.

1876 trat Bennauer sein Amt als Bürgermeister in Poppelsdorf an, nachdem er vorher bereits Berufserfahrung im kommunalen Dienst als Bürgermeister in Kerpen an der Erft gesammelt hatte. Mit 39 Jahren trat er ein Amt an, das seine Einrichtung der französischen Revolution verdankt. Denn damals wurden so genannte Spezialgemeinden errichtet. Dazu gehörte auch die Bürgermeisterei Poppelsdorf mit den Dörfern Dottendorf, Duisdorf, Endenich, Ippendorf, Kessenich, Lengsdorf und natürlich auch Poppelsdorf. Die Angaben über die Gesamteinwohnerzahl sind unterschiedlich. Sie schwanken von 9 400 bis 10 600.

Das Jahr 1876 wurde nicht nur durch den Amtsantritt Bennauers für den Ort bedeutsam, fast zur gleichen Zeit vollzog auch der junge Fabrikant Friedrich Soennecken seinen Umzug hierhin und gründete seine Schreibwarenfabrik.

Ein Kuriosum aus der damaligen Zeit: „Die Vereidung, nicht Vereidigung, fand am 4. November 1876 aus Platzgründen in der Schule am Kessenicher Weg (heute Sternenburgstraße) statt – so lesen wir in den heimatgeschichtlichen Aufzeichnungen von Dr. Josef Ruland.

Ein anderer Umstand sorgte in den Folgejahren immer wieder für Irritationen: Die Anschrift der Bürgermeisterei wechselte ständig, immer dann, wenn der Bürgermeister mit seinem Haushalt umzog, sei es durch eigenen Familienzuwachs oder durch Zunahme des Dienstpersonals. Von Bennauer wissen wir, dass er anfangs am Venusbergweg 1 und 3 wohnte, später an der Clemens-August-Straße. Vorteile hatte die Einheit zwischen Dienststelle und Wohnung auch, es gab beispielsweise Reinigungsgeld oder Zuschüsse zu den Heizkosten, was für das recht schmale Gehalt eine willkommene Aufbesserung bedeutete.

In Bennauers Amtszeit erfuhr Poppelsdorf einen bemerkenswerten Aufschwung. Hatte noch vor einigen Jahren die Stadt Bonn auf den Eingemeindungsantrag Poppelsdorfs abfällig geantwortet, der Ort sei zu arm, um in den Verband der Stadt aufgenommen zu werden, brachten jetzt unter anderem die Firmen Soennecken und Wessel Arbeitsplätze und vor allem auch ein wertvolles Steueraufkommen. Nicht nur die Areale der Fabriken wuchsen, es nahm auch die Einwohnerzahl spürbar zu, es wurden viele Straßen neu angelegt, Wohnhäuser entstanden und der Anschluss an die Pferdebahn brachte eine engere Verbindung zur Stadt.

Auf Betreiben Bennauers kaufte die Gemeinde ein Grundstück an der Kirschenallee, um dort ein Rathaus erbauen zu lassen. Es wurde 1896 fertig und steht heute noch da, obwohl es schon 1904 wegen der Eingemeindung überflüssig geworden war. Jetzt ist dort die Musikschule untergebracht.

Am 7. November 1901 wurde Wilhelm Bennauer zu seinem 25-jährigen Bürgermeisterjubiläum von der ganzen Gemeinde gefeiert und hoch geehrt. Kaum zwei Jahre später musste er seinen Abschied nehmen. Er hatte schon über seine reguläre Amtszeit gedient, und nun sollte es schnell gehen. Leider wurde ihm es nicht gegönnt, die von ihm angestrebte Eingemeindung selbst vollziehen zu dürfen. Bennauer starb in seiner letzten Wohnung, Poppelsdorfer Allee 15, am 14. Juni 1918. Sein Grab findet man auf dem Poppelsdorfer Friedhof.

Helmut Uessem